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Aus den Anfängen

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die ersten Sparkassen in Deutschland gegründet. Sie entstanden aus dem Bestreben den ärmeren Schichten des Volkes die Möglichkeit zu geben, langfristige, sichere und verzinsliche Guthaben zu bilden, um den Widrigkeiten des Lebens, wie Alter und Krankheit zu trotzen. Vorläufer unserer Sparkassen waren private Waisenkassen und Leihhäuser. In früheren Veröffentlichungen werden als erste Sparkassengründungen die Spar- Leihkasse der Reichsabtei Salem im Jahr 1749 und das Herzoglich-braunschweigische Leihhaus im Jahr 1765 genannt. Die Fachwelt ist sich aber heute einig, dass die erste deutsche Sparkasse nach modernem Verständnis im Jahr 1778 in Hamburg gegründet wurde. In Sachsen erfolgten die erste Sparkassengründungen im Jahr 1819 in Königsbrück und 1821 in Dresden. Weiter folgten Freiberg im Jahr 1823, Zittau 1825 und Leipzig im Jahr 1826. Die sächsischen Sparkassen waren auf kommunaler oder privater Initiative gegründete Institutionen ohne eigenen Dachverband. Erst im Jahr 1907 wurde in Sachsen der Sächsische Sparkassenverband und ein Jahr später der Giroverband der sächsischen Gemeinden gegründet. Auf dem zweiten Sächsischen Sparkassentag im Jahr 1883 in Dresden wurde der Sächsische Sparkassenverband schon einmal gegründet, doch bereits im Jahr 1885 hatte dieser Verband seine Tätigkeit wieder eingestellt. Der bargeldlose Zahlungsverkehr in Sachsen, der mit der Bildung der sächsischen Girokassen ins Leben gerufen wurde, wirkte sich richtungsweisend für ganz Deutschland. Damit begann auch die Erweiterung des Geschäftsfeldes der Sparkassen und nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und nach der Inflation im Jahr 1923 entwickelten sich die Sparkassen in den Goldenen Zwanzigern nach und nach zu Universalbanken im heutigen Stil. Nach der Bankenkrise in Deutschland im Jahr 1931 wurden die Sparkassen aus den Trägerschaften der Kommunen herausgelöst und zu Anstalten des öffentlichen Rechts umgewandelt. Kriegsbedingt wurden mit Wirkung vom 1.1.1944 die Stadt- und Gemeindesparkassen zu Kreisspar- und Girokassen zusammengeschlossen. Nach der Bankenschließung im August 1945 erfolgte die Neugründung als Stadt- oder Kreissparkassen. Im Gegensatz zur Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland blieben die Sparkassen in der DDR Marktführer, allerdings ohne Wettbewerb. Die marktführende Position hat sich nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern bis heute erhalten.

Die ersten Sparkassen in Deutschland wurden, wie oben bereits erwähnt, gegründet, um den Ärmsten die Möglichkeit einzuräumen, selbst kleinste Beträge sicher anzulegen und durch Zins und Zinseszins einen Betrag anzusparen. Außerdem ging es darum, zur Versorgung der Waisen Geld mündelsicher anzulegen. Es gab im 19. Jahrhundert bereits genügend Banken, doch diese waren nur in den großen Städten angesiedelt. Außerdem befassten sich die Banken nicht mit dem Sparen solch kleiner Beträge. Und wer nicht in einer größeren Stadt wohnte, der hatte gar keine Möglichkeit Geld zinsbringend anzulegen. Dem blieb wirklich nur der berühmte Sparstrumpf zur Aufbewahrung seines Geldes. Deshalb gab es ausgangs des 18. Jahrhunderts in den deutschen Ländern, ein geeintes Deutschland gab es erst hundert Jahre später, die Bestrebung, sogenannte Spar- und Leihkassen auf kommunaler Ebene zu errichten. Die Kommunen waren es ja auch, die solche Sozialfälle, wie Witwen, Waisen und alte Menschen zu versorgen hatten, denn auch eine einheitliche Sozialversicherung für alle gab es in den deutschen Ländern noch nicht. Wer nun von den sozial Schwachen die Möglichkeit erhielt, von seinem geringen Einkommen doch den einen oder anderen kleinen Betrag zinsbringend anzulegen, der wurde dann im Alter vielleicht nicht zum Sozialfall für die Kommune. Außerdem konnte die Stadt- oder Gemeindekasse zur Erwirtschaftung der Zinsen, die eingelegten Gelder zinsbringend an die einheimischen Gewerbetreibenden verleihen. Damit profitierten die Städte und Gemeinden von der Gründung der Kassen gleich zweimal. Zum einen stärkten sie die sozial schwachen Bewohner und zum anderen konnte die regionale Wirtschaft durch das Ausleihen von Geld gegen Zinsen gestärkt werden.

Die Entwicklung der Sparkassen in Deutschland

Die Geschichte der deutschen Sparkassen ist in keiner Epoche losgelöst von der Geschichte des deutschen Staates. Jede Gesellschafts- und jede Herrschaftsform in Deutschland hat auch ihre Spuren in der deutschen Sparkassengeschichte hinterlassen. Das trifft auch für die Erzgebirgssparkasse mit ihren Vorgängerinstituten zu. Wir versuchen mit unserer Arbeit im historischen Archiv der Erzgebirgssparkasse diese Spuren nachzuzeichnen und hoffen sehr, dass es uns mit dieser Veröffentlichung auch gelingt.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als die ersten deutschen Sparkassen gegründet wurden, litt Deutschland noch an den Spätfolgen des Dreißigjährigen Krieges, der ein Jahrhundert zuvor verheerend gewütet, und dabei allen Wohlstand im Land ausgelöscht hatte. Es war die Zeit der beginnenden Industrialisierung, die zunächst mehr soziale Spannungen als Fortschritt in Deutschland brachte. In Stadt und Land litten weite Kreise unter hoffnungsloser Armut, der auch der zu erwartende technische Fortschritt nicht viel entgegensetzen konnte. Es war vielmehr zu befürchten, dass auch den Handwerkern, die ohnehin schon ein bescheidenes Dasein fristeten, durch industriell gefertigte Produkte die Existenz zerstört wurde.

Das große Verdienst der Gründer der ersten Sparkassen war, dass sie den Kampf gegen die drohende Armut aufgenommen hatten. Sie setzten auf den Sparwillen, der in jedem verantwortungsbewußten Menschen schlummert und der durch die Gelegenheit zum Sparen und durch den materiellen Anreiz der Verzinsung geweckt wird. Leicht war die Gründung einer solchen Sparkasse allerdings ganz und gar nicht. Da reichte soziales Pflichtgefühl allein nicht aus, dazu bedurfte es Mut und Entschlossenheit.
Da, wie bereits gesagt, der Hauptanreiz des Sparens in der Verzinsung lag, mussten die zu erwartenden Spareinlagen ja gegen Zins wieder ausgeliehen werden oder zinsbringend in anderen Papieren wieder angelegt werden. Es gab aber damals noch keinen nenneswerten Kreditbedarf und auch noch keinen entwickelten Anleihemarkt.

Es spricht für die Sparkassen, dass sie gerade in der Zeit wirtschaftlicher Not gegründet wurden, im Gegensatz zu Industrie- und Handelsgründungen, die gewinnorientiert in wirtschaftlichen Hochzeiten entstanden sind. Im Verlauf seiner zweihundertjährigen Geschichte hat das deutsche Sparkassenwesen bis in unsere heutige Zeit gerade in wirtschaftlichen und sozialen Notzeiten besonders starke Impulse erhalten.

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